Armut
Dieses Modul sieht sich die vielen Ebenen der Armut in den Ländern des Südens wie Nordens an.
Armutsmessung
Neben der unzähligen Versuche Armut zu definieren, gibt es auch viele verschiedene Ansätze sie zu messen. Während vor einigen Jahren Armut vorrangig an wirtschaftlichen Aspekten festgemacht wurde, werden in neueren Methoden und Messverfahren zusätzliche Dimensionen berücksichtigt. Im Folgenden lernen Sie einige Methoden zur Armutsmessung kennen.
Head Count Index (HCI)
Dieser, sehr häufig von der Weltbank verwendete, Armutsindex gibt an, wie viele Prozent der Bevölkerung eines Landes mit einem Einkommen unterhalb der festgelegten Armutsgrenze leben. Armut wird hier auf Basis des Einkommens gemessen. Als „arm“ gelten jene Personen, deren Pro-Kopf Einkommen nicht ausreicht, um ihre Grundbedürfnisse befriedigen zu können.
Human Poverty Index (HPI)
Der „Index der menschlichen Armut“, gemessen vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), berücksichtigt bei der Messung von Armut nichtmonetäre Aspekte in Form von drei Teilindikatoren.
- Wahrscheinlichkeit, bei der Geburt nicht älter als 40 Jahre alt zu werden
- Prozentsatz der AnalphabetInnen
- Prozentsatz der Bevölkerung ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu Gesundheitsdiensten plus den Prozentsatz der unter fünfjährigen Kinder mit Untergewicht
Der HPI nimmt einen Wert zwischen 0 und 100 an, wobei 0 minimale und 100 maximale Armut bedeutet.
Human Development Index (HDI)
Der „Index der menschlichen Entwicklung“, ebenfalls vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) erstellt, ist ähnlich aufgebaut wie der HPI. Er dient vor allem dazu, den Entwicklungsstand der einzelnen Staaten zu messen. Der HDI setzt sich aus drei Teilbereichen zusammen.
- Der Lebensdauer, gemessen an der Lebenserwartung
- Dem Bildungsniveau, gemessen an der voraussichtlichen und durchschnittlichen Schulbesuchsdauer in Jahren
- Dem Lebensstandard, gemessen als Pro-Kopf-Einkommen in realer Kaufkraft (Bruttonationaleinkommen)
Der HDI wird so berechnet, dass er für alle Länder zwischen 0 und 1 liegt. Länder mit niedrigem HDI werden folglich als „arm“, Länder mit hohem HDI als „reich“ bezeichnet.
Multidimensional Poverty Index (MPI)
Der „Index für mehrdimensionale Armut“ wird seit 2010 zusätzlich zum HDI (Human Development Index) vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen verwendet. Die drei Dimensionen menschlicher Entwicklung: Bildung, Gesundheit und Lebensstandard werden dabei anhand von 10 Indikatoren (Einschulung, Anzahl der Schuljahre, Kindersterblichkeit, Ernährung, Elektrizität, Zugang zu sauberem Wasser, Vorhandensein von Toiletten, Fußboden, Brennstoffen und Eigentum) erfasst. Demnach gilt ein Haushalt als „arm“, wenn mindestens 30 % der Indikatoren unzureichend erfüllt werden. Der MPI möchte Armut und Armutsbedingungen genauer erfassen als der HDI.
Participatory Poverty Assessment (PPA)
Bei dieser Methode wird versucht, durch Umfragen und Gespräche mit Personen ein subjektives Verständnis von Armut zu erfassen. Dabei steht nicht die Erhebung von Zahlen im Vordergrund, sondern die Sicht der Betroffenen. Auch die Weltbank ist mittlerweile dazu übergegangen, ihre monetären Indikatoren mit Ergebnissen der PPAs zu ergänzen, siehe Dokument Voices of the Poor .
GINI-Koeffizient
Beim GINI-Koeffizienten handelt es sich um ein Maß zur Darstellung von Verteilungen. Bei der Messung von Armut wird der GINI-Koeffizient herangezogen, um die Verteilung von Vermögen und Einkommen zu beschreiben und somit den Grad der sozialen Ungleichheit zu messen. Er kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Der Wert 0 bedeutet Gleichverteilung, je höher der Koeffizient ist, desto ungleicher ist die Verteilung.
Bruttonationalglück (BNG)
Das Bruttonationalglück soll eine Alternative zum Bruttonationalprodukt darstellen, welches Wohlstand ausschließlich anhand monetärer Größen und Wirtschaftswachstum definiert. Zur Bemessung des BNG werden neun Bereiche herangezogen, die mittels Umfragen erhoben werden: Ökologie, Kultur, gute Regierungsführung, Bildung, Gesundheit, Lebendigkeit der Gemeinschaften, Zeitnutzung, psychisches Wohlergehen und Lebensstandard. Die Idee stammte von Bhutans König Jigme Singye Wangchuck und in diesem Land wurde das BNG auch das erste Mal erhoben. Obwohl von einigen Seiten belächelt, zeigt sich auch die UNO interessiert und beobachtet die Entwicklung dieses Konzepts.