Armut
Dieses Modul sieht sich die vielen Ebenen der Armut in den Ländern des Südens wie Nordens an.
Einführung in das Thema
Sie sehen hier vier Namen, von denen jeder mit einer fiktiven Geschichte verknüpft ist. Lesen Sie sich bitte zu Beginn alle Geschichten durch und beantworten Sie anschließend die Fragen.
Amanda, 65 Jahre.
Seit unser Haus, drei Jahre nach der Finanz- und Immobilienkrise, zwangsversteigert wurde, lebe ich mit meinem Mann in einem kleinen Caravan in einer Wohnwagensiedlung in den Vereinigten Staaten. Unsere letzten Jahre waren von starken Schicksalsschlägen beherrscht. Wir versuchten zu Beginn unser Haus noch mit all unseren Ersparnissen abzubezahlen, als mein Mann jedoch seine Arbeit verlor und ich zusätzlich krank wurde, waren die Zinsen für die Rückzahlung einfach zu hoch. Die hohen medizinischen Behandlungskosten verschlingen meine Altersvorsorge. Ich musste meine Mitgliedschaft in diversen Vereinen kündigen, habe dadurch den Kontakt zu vielen Bekannten verloren und am schlimmsten sind für mich die Blicke der Menschen, wenn ich mich für ein warmes Essen bei der Suppenküche anstelle.
Yousef, 10 Jahre.
Ich habe drei Geschwister und lebe mit meiner Mutter in einer Wohnung im 10. Bezirk in Wien. Mein Zimmer teile ich mit meiner älteren Schwester, meine zwei jüngeren Schwestern schlafen bei meiner Mama. Im Winter sind wir oft krank, weil unsere Wohnung so kalt ist, deswegen wollen wir bald umziehen. Jetzt geht auch meine jüngste Schwester in den Kindergarten, und Mama kann ab sofort Arbeit suchen. Bis jetzt hatte sie noch kein Glück, sie muss ihr Deutsch verbessern und macht deshalb vom Arbeitsmarktservice (AMS) bezahlte Kurse. Viele Jobs kommen für sie nicht in Frage, weil sie einen Bandscheibenvorfall hatte und deswegen nicht schwer heben darf. Stressig wird es zu Hause immer, wenn meine Geschwister und ich auf Schullandwoche fahren möchten, denn Mama braucht dann immer viel Geld. Ich würde diesen Sommer gerne meine Oma in Ägypten besuchen, aber leider sind die Flüge so teuer, sodass wir den Besuch wahrscheinlich wieder verschieben müssen.
Anton, 45 Jahre.
Mein Zuhause sind die Straßen, Brücken, Bänke und Parkanlagen Wiens. Das war nicht immer so. Als sich meine Frau von mir scheiden ließ, auszog und unsere zwei Kinder mitnahm, war ich sehr traurig. Richtig deprimiert wurde ich dann kurz darauf, als ich meine Arbeit verlor und jeden Tag die unbezahlten Rechungen vor mir liegen sah. Ich versuchte wieder Arbeit zu finden, doch es war vergeblich. Irgendwann wurde ich gezwungen die Wohnung zu verlassen, zuerst versuchte ich mein Glück in Obdachlosenheimen, aber mit den Vorgaben konnte ich mich nie anfreunden. So, wie ich mein Leben jetzt führe, kann ich selbst bestimmen, wie ich meinen Tag gestalte. Ich dachte immer das Leben auf der Straße sei nur eine Übergangslösung, doch jetzt bin ich mittlerweile schon sehr lange obdachlos.
Naima, 14 Jahre.
Ich lebe mit meiner Mutter und meinen vier Geschwistern in der Nähe von Mogadischu, der Hauptstadt von Somalia. Durch den herrschenden Bürgerkrieg sind wir ständig in Gefahr und werden immer wieder gezwungen von zu Hause wegzugehen. Ich hasse es, denn wenn wir fortgehen, lassen wir meine kranke Schwester immer zurück und haben nie genug zu essen und zu trinken. Außerdem sehe ich meinen Papa dann ganz selten und vermisse die Geschichten, die er mir vorliest. Er erzählt mir oft von seiner Schulzeit. Ich würde auch gerne einmal in die Schule gehen, aber in der Stadt ist es zu gefährlich und außerdem muss ich mich gemeinsam mit meiner Mama um meine Geschwister und unsere Anbauflächen kümmern.