Migration
Dieses Modul erforscht die gegenwärtige Migration und zeigt, dass der Mensch schon immer "unterwegs" war.
Festung Europa
Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte
- „Jeder Mensch hat das Recht, sich innerhalb eines Staates frei zu bewegen und seinen Aufenthaltsort frei zu wählen.
- Jeder Mensch hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren“.
Grenzen und Einreisebestimmungen verhindern dieses Menschenrecht weltweit.
Eine der Regionen weltweit, die die Problematik der Behinderung dieses Menschenrechts zeigt, sind die Grenzen der EU und der USA, an die viele Menschen auf der Suche nach besseren Lebenschancen stoßen.
USA
Die internationale Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko ist 3.144 Kilometer lang und eine der weltweit am häufigsten überquerten Grenzen. Im Jahr 2006 wurden knapp 250 Millionen legale Überquerungen gezählt. Die Zahl der illegalen Einwanderer aus Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua und Ecuador wird auf jährlich 350.000 geschätzt.
Meist junge Männer aus Mittelamerika setzen sich zu Hunderten auf die Dächer von Güterzügen und nehmen so tausende Kilometer auf sich, um an die Grenze Mexiko-USA zu gelangen. Um die illegale Einwanderung zu beschränken, haben die USA angefangen, einen Grenzwall zu bauen, der 1.125 Kilometer lang sein soll, und die Grenze mit ungefähr 6.000 Einsatzkräften gesichert.
Der ehemalige mexikanische Präsident Felipe Calderón verglich den Ausbau der Grenzanlagen mit der Berliner Mauer und auch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kritisierten den Bau. Die Zahl der Menschen, die beim Versuch die Grenze illegal zu überschreiten sterben, wird auf 250 bis 500 jährlich geschätzt. Im Jahr 2010 starben alleine 253 Menschen, die versuchten, die Sonora-Wüste im südlichen Arizona zu durchqueren.
Sehen Sie sich die Fotoserie des deutschen Nachrichtensenders n-tv an. Sie zeigt Bilder der Grenze USA/Mexiko. Lassen Sie die Bilder auf sich wirken. photo series
EU – Afrika
Seit der Gründung der EU wurden in Europa die Grenzen innerhalb der EU-Länder immer mehr abgebaut. Gleichzeitig hat die EU jedoch ihre Außengrenzen immer mehr gestärkt. Was zu dem Schlagwort „Festung Europa“ führte.
In Europa stehen vor allem Mittelmeerländer im Auge der Öffentlichkeit. Aus Spanien, Italien, Griechenland sieht man immer wieder Bilder in den Medien von Einwanderern und Flüchtlingen, v.a. aus Afrika, die auf überfüllten Holzbooten nach Europa einreisen wollen. Oft harren die Menschen monate-, manche sogar jahrelang in Marokko und anderen afrikanischen Mittelmeerländern aus, um den passenden Moment für eine Überfahrt zu finden. In Marokko halten sich nach Schätzungen des Innenministeriums in Rabat etwa 20.000 Menschen aus Ländern südlich der Sahara auf, die nach Spanien gelangen wollen.
Um Länder wie Spanien, Italien oder Griechenland an den EU-Außengrenzen nicht „alleine“ zu lassen, wurde die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union gegründet, kurz Frontex (auf französisch „Agence européenne pour la gestion de la coopération opérationnelle aux frontières extérieures“). Sie ist eine Gemeinschaftsagentur der Europäischen Union mit Sitz in Warschau, die die EU-Außengrenzen vor illegalen Einwanderern schützen soll.
Sehen Sie sich die häufigsten illegalen Einwanderungsrouten an, wie sie Frontex selbst darstellt most common routes. Behalten Sie dabei jedoch im Kopf: Die Haupteinwanderungsrouten sind weiterhin per Luft. Viele MigrantInnen wandern mit einem Touristenvisa ein und werden erst nach Ablaufen des Visas „illegal“.
Hier sehen Sie, wie Frontex 2009 das Mittelmeer sicherte: http://clandestinenglish.files.wordpress.com/2009/05/keyseaoperationfrontex.jpg
Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen kritisieren Frontex in Zusammenhang mit militärischen Flüchtlings-Abwehrmaßnahmen in der Mittelmeer-Region. Mitten auf dem Meer aufgegriffene Flüchtlinge haben das Recht, einen Asylantrag zu stellen. Sie dürfen nicht zurückgeschoben werden, wenn ihnen möglicherweise Verfolgung oder Misshandlung droht. Nach Angaben der Organisation Pro Asyl sind in den 20 Jahren bis 2008 ca. 8.100 Menschen an den EU-Aussengrenzen ums Leben gekommen, allein 2007 etwa 2.000.
Flüchtlinge aus dem Senegal beschrieben 2009, wie ihr Boot auf See gebracht wurde: „Wir hatten nur noch drei Tage zu fahren, da hat uns ein Polizeischiff aufgehalten. Sie wollten uns kein Wasser geben. Sie haben gedroht, unser Boot zu zerstören, wenn wir nicht sofort umkehren. Wir waren fast verdurstet und hatten auch Leichen an Bord. Trotzdem mussten wir zurück nach Senegal.“