Zivilgesellschaft

Dieses Modul erklärt, was oder wer die Zivilgesellschaft ist und wie wir sie nutzen können.

Vielfältige Zivilgesellschaft

Die Zivilgesellschaft ist äußerst heterogen. Die Heterogenität ist ein Charakteristikum, das daraus resultiert, dass unterschiedliche Gruppen unterschiedliche Forderungen und Wünsche für eine Beteiligung oder Umlenkung des Staates einfordern. Grundlegend geht man von zwei Ansätzen im Gefüge Zivilgesellschaft-Staat aus:

  • Kooperation von Zivilgesellschaft und Staat

    Beispiel: FAIRTRADE-Gemeinden - Seit mehreren Jahrzehnten engagieren sich BürgerInnen, Nichtregierungsorganisationen und Gemeinden gemeinsam für den fairen Handel. Als BürgerInnen-Initiative startet der Prozess, bei dem auch die PolitikerInnen der Gemeinde Teil der Arbeitsgruppe werden. Gemeinsam erarbeitet die Gruppe einen Plan, wie man sich noch stärker für den fairen Handel einsetzen kann. Fair gehandelten Kaffee und Säfte bei Gemeinderatssitzungen anzubieten ist nur ein Kriterium von vielen, die für die Zertifizierung erreicht werden müssen.

    Weltweit gibt es laut der Labelorganisation „Transfair“ über 1.300 FAIRTRADE-Städte in 24 verschiedenen Ländern. In Österreich gibt es gegenwärtig 119 FAIRTRADE-Gemeinden.

  • Die Zivilgesellschaft ersetzt den Staat

    In Gesellschaften, in denen der Staat wenige soziale Sicherungssysteme und Dienstleistungen anbietet oder anbieten kann, bilden Familiennetzwerke und kommunale Strukturen grundlegende Bausteine der Gesellschaft.

    Die informellen Initiativen setzen sich in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen ein, vom Schulunterricht bis zur Säuberung von Städten, und leisten damit einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft.

In den Vereinigten Staaten gibt es eine lange Tradition der Zivilgesellschaft als Gegengewicht zum Staat, um sicherzustellen, dass der Staat seinen Machtanspruch nicht zu sehr erweitert. In Europa sind die Erfahrungen und der Diskurs etwas anders. In den nordeuropäischen Ländern, wie zum Beispiel in Schweden, koexistiert der starke Sozialstaat mit einer breit aufgestellten und aktiven Zivilgesellschaft. In Ländern Lateinamerikas hingegen waren die Bürgerbewegungen aktiv am Wechsel von autoritären hin zu demokratischen Regimen beteiligt.

Hier soll nun nicht der Eindruck entstehen, dass der Staat und die Zivilgesellschaft zwingend etwas Getrenntes sind. In der Realität ist es das genaue Gegenteil: Die Zivilgesellschaft selbst, die schließlich aus BürgerInnen besteht, entwickelt durch verschiedene Formen der Interaktion mit dem Staat gemeinsam die „Regeln". Was können die Formen der Interaktion sein und wie können zivilgesellschaftliche Organisationen ihre Forderungen einbringen?

Fragen zur Reflexion

  • Was ist das Bereichernde an einer aktiven Zivilgesellschaft? Wie schätzen Sie die Situation der Zivilgesellschaft in Ihrem Land ein?