Weltwirtschaft
Dieses Modul nimmt die Weltwirtschaft unter die Lupe, wie weltweite Produktionsketten funktionieren und wer die Regeln dabei bestimmt.
Worin liegen nun die Probleme des Freihandels?
Wie es Theorien an sich haben, so ist auch diese statisch und berücksichtigt keine ungleichen Ausgangsbedingungen. Auf drei Herausforderungen soll im Speziellen eingegangen werden:
- Macht: Wo theoretisch Staaten zusammen regulieren sollen, stehen oft die Unternehmen. Da 82.000 transnationale Konzerne 2/3 des Welthandels abwickeln, verfügen sie über die Macht, Regeln zu verändern und auch neue zu gestalten. Die Regierungen hätten Einfluss auf die Handelsstrukturen, stehen aber unter Einfluss der ökonomischen Entscheidungsträger. Nicht zuletzt gehören in der Praxis die Industrieländer zu den stärksten Nutzern aller Formen des Protektionismus. Ein Beispiel dafür ist die Landwirtschaft der EU.
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Austauschverhältnis: Sie geben an, in welchem Verhältnis die Austauschbeziehungen zueinander stehen, also das Verhältnis von Exportgüterpreisen zu Importgüterpreisen. Doch was passiert z.B. bei Missernten? Das Austauschverhältnis würde sich schlagartig ändern und die Volkswirtschaft müsste auf ein anderes Produkt umstellen. Das ist kurzfristig aber nicht möglich. Schon gar nicht ohne temporären Schutz der eigenen Industrien.
Beispiel: Zurück zum Tuch/Wein-Beispiel. Wenn Portugal eine Missernte erlebt, so verändert sich das Tauschverhältnis beider Produkte. In dem Fall wäre es für Portugal besser, auf die Tuchproduktion umzusteigen. Da das aber in kurzer Zeit nicht möglich ist, wäre Portugal handlungsunfähig.
- Transportkosten: Gegenwärtig basiert der Welthandel nicht auf Standortvorteilen, sondern auf Subventionierung des Verkehrs. Produkte werden in anderen Teilen der Welt konkurrenzfähig, weil keine Kostenwahrheit beim Transport herrscht. Würde die Subventionierung wegfallen, wären regionale Produkte wieder konkurrenzfähig. Kritik am Freihandel Die Kritik der Freihandelsdoktrin basiert auf der oft beobachteten Tatsache, dass Handel – als der an sich wünschenswerte Austausch zwischen Menschen – unter bestimmten Bedingungen zu Unterentwicklung und Abhängigkeit führen kann. So herrscht z.B. gegenwärtig eine globale Arbeitsteilung mit starkem Nord-Süd-Gefälle vor. Das heißt, der Norden produziert vorwiegend hochwertige Güter mit hohem technologischem Input, während die Länder des Südens Primärgüter wie Rohstoffe oder landwirtschaftliche Produkte fertigen. Diese Strukturen haben sich historisch durch die Kolonialisierung entwickelt und zwingen die Entwicklungsländer noch immer in den Rohstoffhandel. Hinzu kommt, dass seit den 70er Jahren Rohstoffe im Vergleich zu Fertigwaren deutlich an Wert verloren haben, was die Entwicklungsländer zur Intensivierung ihrer Anbauflächen drängt. Dies wiederum geschieht auf Kosten der Ernährungssouveränität und Umwelt. Zwar werden wirtschaftliche Prozesse durch politische Macht beeinflusst, doch ist oftmals die Ökonomie die treibende Kraft. Diese Schieflage zu korrigieren liegt hierarchisch gesehen in der Macht der WTO, der Weltbank und des IWF, eine Kurskorrektur liegt aber offensichtlich nicht im Interesse dieser Institutionen.
Quelle
ATTAC (Hg., 2003): Die geheimen Spielregeln des Welthandels. Wien.
Aufgabe
Schauen Sie sich nun das folgende Video an. Es verdeutlicht die Herausforderungen des Welthandels anhand des Beispiels „Hühnerproduktion“.
Reflexionsfragen:
- Welche Ursachen machen Quames Fleisch im heimischen Markt nicht konkurrenzfähig?
- Warum exportiert Quame sein Fleisch nicht in die EU? Welche weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hindern ihn daran?
- Warum exportiert Klaus sein Fleisch nach Ghana?
- Was hat diese Situation mit Freihandel zu tun?
- Welche Handlungsmöglichkeiten werden genannt, um das bestehende Welthandelssystem zu verbessern?
- Worauf achten Sie beim Kauf von Gemüse und/oder Fleisch?